Moment mal - Politsche Meinungsbildung gehört in die Parlamente

Gehört es eigentlich zum persönlichen Aufgabenbereich von Politikern und Politikerinnen der ersten Reihe, sich permanent dem Ruf und dem Diktat der Showmaster und Moderatorinnen der Fernsehanstalten widerspruchslos zu unterwerfen? Man hat den Eindruck, dass einzelne Akteure sich vor den Studiotüren gegenseitig auf die Füße treten, um ja nicht den nächsten Auftritt zu verpassen.

Erstaunlich, wie widerspruchslos so manche auch die impertinenten und dreisten Attacken der Gesprächsleiter hinnehmen. Selbst dem Zuschauer fällt es manchmal schwer, die nötige Contenance zu wahren. Es wird Zeit, dass die Politik dorthin zurückkehrt, wo sie hingehört, nämlich in die Parlamente als die gewählten, gesetzgebenden Vertretungskörperschaften, also: Raus aus der Show – hinein ins Parlament. Talkshows dürfen die politische Willensbildung in den Abgeordnetenhäusern nicht ersetzen. Man fühlt sich in die Zeit der römischen Imperatoren zurückversetzt, die angeblich die Zuschauermenge durch Heben oder Senken des Daumens über das Schicksal der Akteure entscheiden ließen.

Claus Bernhold